„Schon wieder?“, denkst du jetzt vielleicht. Lass es mich erklären.
Zu Beginn des Jahres hatte ich einen regelrechten Britney Spears Moment. Meine starken Depressionen und der Druck der gesellschaftlichen Erwartungen an mich als Frau ließen mich diese Entscheidung treffen.
Ja, es war schon länger auf meiner Bucketlist. Nein, ich hatte nicht vor, es zwei Mal zu machen. Gefiel es mir so gut, dass ich weiterhin mit einem Kopf kaum vorhandener Haare herumspazieren will? Nicht unbedingt. Äußerlich finde ich lange Haare attraktiver.
Bei dieser Sache geht es aber nicht um das Aussehen oder darum, dass mich andere Menschen attraktiv finden. Als meine Haare nach der ersten Rasur wieder länger wurden, beobachtete ich interessante innere Wandlungen.
Ich verband meine Haare immer noch mit meinem Selbstwert und meiner Schönheit. Desto länger die Haare wurden, desto akzeptierter fühlte ich mich von anderen. Das hat aber nichts mit den Meinungen anderer zu tun – es geht einzig und alleine darum, wie weit ich mich selbst akzeptiere.
Wie meine Haare aussehen ist für meinen Selbstwert nicht von Bedeutung. Ich bin immer ein wertvoller Mensch. Innerlich bleibe ich ja die selbe Person, egal wie die Welt mich sieht oder mich behandelt. Insgeheim wünschte ich mir aber manchmal, wieder lange Haare zu haben.
Ich wollte von Männern als attraktiv empfunden werden, wollte in das traditionelle Frauenbild passen. Dann kam es mir – wer entscheidet eigentlich, was weiblich ist? Ich bin eine Frau, daher ist alles was ich tue weiblich. Meine Weiblichkeit ist unabhängig von meinen Haaren, meiner Kleidung, meinem Verhalten oder anderen Faktoren, die hier eingefügt werden können.
Die Gesellschaft hat ein engstirniges Bild davon, wie eine Frau aussehen, sich verhalten und welche Ziele sie haben soll. Muss ich da wirklich mitmachen? Klar wäre es einfacher, diese Erwartungen zu erfüllen. So wie ich jetzt lebe, treffe ich auf einigen Widerstand. Doch ich bin frei, wirklich und ernsthaft frei und ich werde diese Freiheit gegen nichts auf dieser Welt eintauschen.
Darum werde ich meinen Kopf solange rasieren, bis ich mich selbst vollkommen akzeptieren kann – in jeder Form und mit jeder Frisur. Das ist wahre Rebellion gegen Normen und Werte, die von anderen gesetzt wurden und die für mich und mein Leben einfach keinen Sinn ergeben.
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