Wie man Ärger abbaut

Ein Glas ist dir aus der Hand gefallen und am Boden zerbrochen, ein Autofahrer ist ohne zu Blinken auf deine Spur gefahren oder deine Freunde haben dich im Stich gelassen. Egal, wo der Ärger herkommt – er kann nicht in deinem Körper bleiben.

Ungesunde Wege

Lässt du ihn in dir wohnen, wächst er mit der Zeit und wird immer größer, immer stärker. Er gewinnt Kontrolle über dich. Doch die meisten Menschen lernen als Kind nicht, wie man Ärger auf gesunde Art und Weise loslässt.

Viele lassen ihn durch Schreien oder Schlagen an anderen aus, zerstören etwas oder tun sich selbst weh. Oft wird der Ärger auch einfach runtergeschluckt, bis er explosionsartig aus dem Menschen wieder herauskommt, was oft zu Zerstörung ganzer Beziehungen führt. Oder der unterdrückte Ärger verwandelt sich in Bitterkeit, in einen boshaften Menschen mit einem negativen Blick auf das Leben. Das muss nicht sein. Lass mich dir helfen, deinen Ärger abzubauen.

Kleiner vs. großer Ärger

Ärger an sich ist nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil – er ist wichtig. Wie jede andere Emotion will er dir etwas zeigen. Oft zeigt dir Ärger, wo deine Grenzen liegen und was dir persönlich im Leben wichtig ist.

Du siehst beispielsweise, wie jemand zu fest an der Leine seines Hundes zieht. Du spürst Ärger. Das zeigt dir, wie wichtig dir der liebevolle Umgang mit anderen Lebewesen ist. Deine Mutter hält schon wieder eine Rede über deine schlechten Gewohnheiten. Du spürst ein genervtes Ziehen im Bauch. Das zeigt, wie wichtig es dir ist, eigene Entscheidung zu treffen und wie gerne du eine friedvolle Beziehung mit deiner Mutter hättest. Dein Arbeitskollege fragt dich heute schon zum dritten Mal, ob du ihm helfen kannst, obwohl du selbst viel Arbeit hast. Er überschreitet deine Grenzen. Und der Ärger zeigt es dir.

Dem Ärger freien Lauf lassen

Ist es nun klug, dem Hundebesitzer eine Faust in das Gesicht zu platzieren? Immerhin tut er dem Hund weh, also soll auch er den Schmerz spüren. Sollst du aus deinem Ärger heraus handeln und deinen Arbeitskollegen anschreien, dass er dich endlich mal in Ruhe lassen und seine Arbeit selbst erledigen soll? Immerhin wird dir Unrecht getan, also sollen diese Menschen das auch spüren.

Natürlich nicht. In diesen Momenten würde der Ärger dich kontrollieren, deinen Körper als Werkzeug für das Negative nutzen. Oft bereut man die Dinge, die man aus dem Ärger heraus gesagt oder getan hast.

„Ärger ist die Strafe, die man sich selbst für die Fehler anderer gibt.“

Du musst verstehen, dass dadurch die ursprüngliche Situation nicht verändert wurde. Ja, der Hundebesitzer hat ein blaues Auge, aber er wird weiterhin seinem Hund wehtun. Würdest du außerdem den Rat von jemanden annehmen, der gerade gemein zu dir war?

Ich weiß, dass dies im Moment des Ärgers schwer zu sehen ist. Man ist überwältigt von dem Gefühl und möchte es einfach nicht mehr haben. Man muss den Ärger loslassen – doch wie geht man damit auf gesunde Art und Weise um?

Methoden für mehr Frieden

Ärger lokalisieren

Ärger ist „nur“ eine Emotion. Wenn dich das nächste Mal jemand so richtig anfuckt, gehe in dich selbst. Wo wohnt der Ärger in deinem Körper? Halte einen Moment inne, bevor du reagierst. Stehe oder sitze da, bewege dich nicht und spüre, wo die Quelle des Ärgers ist.

Bei mir zum Beispiel sprudelt der Ärger aus meinem oberen Bauchbereich und starker Ärger oder Wut bis zu meinem Kopf hoch. Erst, wenn du das Gefühl bewusst wahrnimmst, kannst du etwas verändern. Du musst hinschauen, auch wenn es unangenehm ist.

Die Situation verlassen

Manchmal ist dein Ärger zu groß, um ihn einfach loszulassen. Oft ist hier auch der Ärger der anderen Person ein Faktor. In diesen Momenten ist es ratsam, die Situation einfach zu verlassen. Du kannst sagen: „Ich brauche einen Moment für mich bevor wir weiterreden“ oder einfach gehen, wenn die Emotion zu stark ist. Dadurch verhinderst du spätere Reue. Komm zur Situation zurück, sobald du wieder ruhig bist.

Abschütteln, Wegboxen und Herausschreien

Es gibt viele verschiedene Methoden, wie du Ärger durch körperliche Bewegung loslassen kannst. Im Moment selbst kannst du den Ärger einfach abschütteln. Dazu gehe ich immer in einen anderen Raum und schüttle meinen Körper unkontrolliert hin und her. Da fliegen die Gliedmaßen wild durch die Luft, einzigartige Laute verlassen mein Inneres und mit ihnen auch das Gefühl des Ärgers.

Du kannst aber auch einfach ein Kissen nehmen und damit fest auf den Boden oder die Wand schlagen oder die Couch oder eine Matratze verprügeln. Früher half es mir immer sehr, auf den Balkon oder in den Wald zu gehen und einfach laut und lange zu Schreien. Da kamen dann oft auch andere unterdrückte Gefühle raus.

Wort für Wort

Wenn dein Ärger einer bestimmten Person gewidmet ist, hilft ein Brief oft sehr. Schreibe alles auf, was du der Person gerne sagen möchtest. Lasse deinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Sei so ehrlich wie möglich und so gemein wie du willst, denn den Brief wird niemand lesen. Wenn du fertig bist und dein Ärger aus deinem Körper auf das Papier gewandert ist, verbrenne das Blatt oder wirf es in die Mülltonne. Du machst diese Übung nur für dich selbst.

„Lieber John, ich hasse deine blöden Socken. Das ist kein Sonnengelb. Das ist Pissgelb. Dein blödes Grinsen geht mir so auf den Sack, wenn du mich jeden Morgen nach meiner Meinung nach deinen dummen Socken fragst. Ich…“

Die Situation verändern

Nun haben wir uns um dein Inneres gekümmert. Ich hoffe, dass du nun ein paar Werkzeuge hast, wenn der Ärger wieder in dir aufsprudelt und Kontrolle gewinnen will. Das hat deine Perspektive zur Situation geändert, aber noch nicht die Situation selbst.

Versteh mich nicht falsch, du hast den größten und wichtigsten Schritt bereits gesetzt. Ärger ist Teil eines jeden Menschen, genauso wie Freude, Traurigkeit, Neugier, Hass oder Liebe. Er wird dich immer wieder besuchen. Nun lässt du ihn aber nicht mehr deinen Charakter verändern oder deine Reaktion auf eine Situation bestimmen.

Was will dir Ärger zeigen?

Es ist wichtig, mit deiner neuen Ruhe und Kraft die Situation zu verändern, damit sie nicht mehr entsteht. Welche Worte kannst du beispielsweise nutzen, um den Hundebesitzer auf seine schädlichen Methoden hinzuweisen? Wie kannst du deine Grenzen aufzeigen, wenn dein Arbeitskollege schon wieder mit neuer Arbeit auf dich zugeht?

Gewinne die Kontrolle über dein Leben zurück.

Vorbeugen

Es gibt auch Möglichkeiten, starke Wutanfälle und überwältigenden Ärger vorzubeugen. So wirst du ein ruhigerer Mensch, der aus seiner Mitte und seinen Überzeugungen heraus handelt:

-Meditation für mehr Ruhe und Verbindung zu deinen Gefühlen
-Immer sofort damit auseinandersetzen, das Fass nicht überlaufen lassen
-Sport machen, um alte Gefühle loszulassen
-Deine Perspektive ändern und die Situation im Moment akzeptieren, wie sie ist
-Deine Grenzen im Vorhinein klar machen

Ein wunderschönes Leben wartet auf dich. Ein Leben, das du selbst und nicht deine Emotionen für dich gestalten. Tschüss, Ärger.

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