Meine Glatze: Ein Jahr später

Ein ganzes Jahr ist bereits vergangen, seitdem ich meine Haare zu einer Stoppelglatze rasierte. Wie hat sich mein Leben als Frau nach dieser Entscheidung verändert?

Das Schlimmste

Früher wollte ich genau das nicht sein: Eine unattraktive, vegane, verweichlichte Lesbe, die niemand mag.

Das Lustige daran ist, dass ich weder vegan, noch homosexuell bin und Attraktivität ist höchst subjektiv. Meine Empathie ist meine größte Stärke und ich habe den Eindruck, andere Menschen finden mich grundsätzlich ziemlich nett.

Dieser negative Glaubenssatz schlummerte aber schon lange in mir. Ich hatte ein konkretes Bild in meinem Kopf, wie diese vegane Lesbe aussah und natürlich hatte sie kurze Haare.

Die Angst, von anderen so wahrgenommen zu werden, kontrollierte vieler meiner Handlungen und mein Selbstwertgefühl. Nun kam der Glaubenssatz durch meine äußerliche Veränderung an die Oberfläche. Er wollte gesehen und verarbeitet werden.

Es war mein Weg zu mehr Selbstliebe.

Männer und Sex

Meine größte Herausforderung war, dass ich mich selbst weniger attraktiv und gar unsexy fand.

Ich glaubte, dass mich Männer nun nicht mehr als potentiellen Partner erkennen. Mit kurzen Haaren sehen sie mich entweder als alte Frau, gestresste Mutter oder eben als eine Lesbe. Als begehrenswerte junge Frau würden sie mich nicht mehr empfinden, dachte ich.

Leider bewahrheitete sich einiges davon. Männer sehen mich auf der Straße kaum mehr an und angesprochen wurde ich seit meiner Veränderung von keinem einzigen.

Anfangs machte mich das sehr unsicher. Mit der Zeit erkannte ich aber, dass ich sowieso nur eine einzige Person heiraten werde und diese mein Äußeres schätzen wird. Die Meinung aller anderen ist im Grunde vollkommen irrelevant.

Es hat ja auch was Gutes: Ich werde von den „ekelhaften“ Männern (respektlos und sexisitsch, die gerne unangenehme Kommentare oder intensive Blicke hinterherwerfen) in der Öffentlichkeit plötzlich einfach ignoriert.

Pflege

Der wohl größte Pluspunkt kurzer Haare ist der geringe Pflegeaufwand. Ich gehe nur beim eingeschalteten Föhn vorbei und die Haare sind schon trocken. Sie liegen mir nach dem Waschen nicht mehr wie ein nasses Handtuch auf den Schultern.

Nochmal?

Jetzt lasse ich die Haare einfach wieder wachsen. Mindestens bis zum Kinn – denn diese Länge schmeichelt meinem Gesicht am meisten.

Generell kann ich die Erfahrung nur weitermpfehlen und bin echt froh, den Mut dazu gehabt zu haben. Ich habe mich persönlich weiterentwickelt und mich selbst besser kennengelernt.

Außerdem bin ich selbstbewusster geworden und akzeptiere mich selbst ganz anders und am Ende des Tages ist das alles, was zählt.

3 Antworten auf „Meine Glatze: Ein Jahr später

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