2. Nachtrag: „Ich helfe niemandem mehr.“

Okay, das Thema der letzten zwei Beiträge beschäftigt mich offensichtlich sehr und ich habe lange und oft darüber nachgedacht, wie du sehen kannst. Das Thema geht tiefer, als ich ahnte.

„Ich helfe niemandem mehr“ ist ein sehr polarisierender Titel und hat den Auftrag, dein Interesse zu wecken. Es steckt ein wenig Wahrheit darin, weil es bestimmte Gefühle weckt, und zwar: Verbitterung und Rache.

Ich sage damit: „Fickt euch alle! Als ich Hilfe brauchte, war niemand für mich da. Jetzt werde ich auch egoistisch sein und euch im Stich lassen.“

Lange Zeit dachte ich, dass ich genau aus diesem Grund anderen helfen MUSS. Ich fühlte den Schmerz tiefer Einsamkeit, darum muss ich dafür sorgen, dass niemand anderes denselben Schmerz fühlen muss. Ich war für andere da, wenn sie allein waren und habe dabei vollkommen auf meine eigenen Bedürfnisse vergessen.

Dieses Thema beschäftigt mich so, weil in mir zwei Kräfte wirken:

  1. Zum einen die Empathie, Liebe und Fürsorge. Diese Seite will aufopfern, geben und anderen ihre Lasten abnehmen.
  2. Zum anderen das Selbstbewusstsein, Schutz und Ego. Diese Seite will nehmen, was sie braucht und von den Problemen anderer nichts wissen.

Ich habe durch Erfahrungen gelernt, dass die Menschen die erste Seite bevorzugen. Ich schlussfolgerte, dass ich immer so sein muss, um gemocht zu werden. Ich wurde belohnt, wenn ich mich selbst opferte und grenzenlos gab.

Die zweite Seite wurde mir ausgeredet. Es war schlecht, egoistisch zu sein. Besonders als Frau muss man sich immer um die anderen kümmern. Die Kinder, der Mann – jeder steht über dir. Deren Bedürfnisse wären deine Verantwortung und wenn du sie nicht tragen kannst, bist du schwach.

Doch warum wurde es mir so eingeflößt? Weil diese Menschen von der ersten Seite nehmen konnten, wann und wie sie wollten! Ich zog nie Grenzen und dachte mich aufzuopfern wäre nobel oder ehrenwert. Was für ein Bullshit, wirklich.

In mir wurden alte Glaubenssätze aktiviert. „Wenn du anderen hilfst, wirst du ausgenutzt“ oder „Wenn du anderen nicht hilfst, bist du egoistisch und ein schlechter Mensch.“

Natürlich ist es nie klug, am Ende eines Extrems zu stehen, egal in welche Richtung es zeigt. Balance ist die wahre Lösung. Das wollte ich in diesem Folgebeitrag unbedingt klarstellen. Der wahre Weg ist Geben UND Nehmen, immer in einem nachhaltigen Rahmen.

2 Antworten auf „2. Nachtrag: „Ich helfe niemandem mehr.“

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  1. Die Balance zwischen Mitgefühl und gesunden Egoismus zu halten und zu erkennen, wann das eine oder das andere zwingend notwendig ist, halte ich für eine der wichtigsten Herausforderungen im Leben eines Menschen, der sozial interagieren will. Aber alleine schon darüber zu reflektieren, kann helfen, diese Herausforderung zu meistern.

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