Zu früh

Mein Kopf neigt zur Uhr an der Wand. 15:02.

Schon seit über einer Stunde sitze ich hier im immer unbequemer werdenden Sessel des Cafés. Meine Anrufe ignorierst du. Mein zweiter Cappuccino ist schon halb leer.

Wieso warte ich immer noch auf dich?

Zu meiner Wut über deine Verspätung mischt sich die Wut über meinen fehlenden Selbstrespekt. Plötzlich die Realisation und zu dieser Realisation Trauer. Ich verstehe, was ich tun muss.

Dein verschwitztes Gesicht taucht vor meinem Tisch auf. Erschrocken sehe ich in deine verzweifelten Augen. „Ich bin zu spät, entschuldige bitte vielmals“, sagst du außer Atem.

Ich sehe, wie du dich anstrengst. Du versuchst es wirklich und dieses Versuchen ließ mich so lange anhalten. Ich kann dir nicht in die Augen blicken. Es schmerzt und ich will das alles ja gar nicht!

Ein winziger Blick genügt und meine Entschlossenheit wackelt, aber die Realisation hindert mich am Nachgeben.

„Du bist zu spät“, sage ich und starre meinen kalten Cappuccino an. Ich habe ihn langsam getrunken, obwohl ich warmen Kaffee verdiene. Das erste Mal denke ich nicht an dein Bemühen, sondern an mein Wohl. Ich warte nicht länger auf dich.

Was denkst du?

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