Das große Feuer zerstörte nicht nur die Häuser des Dorfes, sondern auch die Straßen. Sie sind voller Asche, umgefallenen Bäumen und den trockenen Resten der Heime, die der Wind dorthin gebracht hatte. Es war für die Einwohner äußerst mühsam, ihr verbliebenes Hab und Gut über die kaputten Straßen aus dem Ort zu bringen, das dem Dorf in Nichts mehr ähnelt. Einige fanden bei Familie oder Freunden in der Nähe Zuflucht, andere verließen das umliegende Land ganz, um in fernen Gegenden ihr Glück zu versuchen.
Das war bereits vor einigen Monaten und das einzige, das von dem damals so lebendigen Dorf übrig bleibt bin ich. Meine Hütte besteht zwar aus Holz, aber sie steht mitten auf einer satten Wiese, weit weg von den damals lodernden Häusern. Das ist jedenfalls die offizielle Erklärung.
In Wahrheit konnte der Wind mit Leichtigkeit die Funken auch zu meinem Zuhause tragen, was die konservativsten Einwohner des Dorfes natürlich nicht hören wollten. Sie glaubten mir nicht, dass es ein Zauber war, der auf meiner Hütte lag. Der Schutz dieses Zaubers ließ es nicht zu, Zerstörung auch nur in die Nähe davon zu lassen.
Das Endergebnis ist ziemlich bizarr: Um meine Hütte herum steht ein Ring an Bäumen, die unversehrt scheinen, als hätte jemand einen Kreis aus einem gesunden Wald geschnitten und in das veraschte, abgebrannte Land gestellt. Wie eine Schutzmauer drehen sie sich um mein Zuhause und beschützten mich vor dem Feuer. Dieser Schutz verpflichtet mich dazu, in dem leeren Wald zu verweilen.
Es gab damals aber nicht nur ungläubische Dorfbewohner. Manche Leute kamen zu mir, um Heilung zu erbeten. Du magst jetzt denken, ich sei eine Hexe. In gewisser Art und Weise bin ich das vielleicht auch. Mein Kräutergarten war eine Oase der Gesundheit und ich konnte für jedes Leiden etwas verschreiben. Nun ist der Garten ausschließlich Quelle meiner Teeblätter.
Ich stehe draußen und ernte Kamille, als ich ein aufgeregtes Geräusch höre. Seit Wochen habe ich mit niemandem mehr gesprochen und die Tage begannen, sich unangenehm zu gleichen. Im Himmel sehe ich einen kleinen, schwarzen Fleck, der auf mich zukommt. Wieder macht es „kraaa kraaa“ und ich ducke mich in den Himbeerstrauch, um der ungeschickten Landung der Krähe zu entkommen.
Das Federtier richtet sich von der Sturzlandung auf, schüttelt seine Federn und sieht mich auffordernd an. Es besucht mich schon seit Jahren und informiert mich immer wieder über die Ereignisse im Wald, doch seitdem die Bäume abgebrannt waren, sah ich die Krähe nur selten. Ab und zu flog sie über meiner Hütte in Kreisen und kündigte so einen Sturm an.
Doch dieses Mal ist etwas anders. Sie hat ein Stück Papier im Schnabel. Das Federtier legt das Papier, es ist ein Brief, vor meine Füße und hebt dann mit ungeschickten Flügelschlägen wieder ab. Wie seltsam – Sie hat mir noch nie zuvor einen Brief gebracht. Neugierig öffne ich das beige Papier und ahne, dass meine Einsamkeit bald ein Ende finden wird.
Was denkst du?