Selten beende ich ein Buch frühzeitig und noch seltener bewerte ich ein Werk mit der niedrigsten Punktezahl.
Doch 1984 von George Orwell, ein Klassiker in der dystopischen Kategorie, seit 70 Jahren weltweit gefeiert, oft wegen seiner vermeintlichen Macht verboten, hat genau das geschafft.
Zu Beginn hat mich eine bestimmte Stelle bereits sehr schockiert. Der Hauptcharakter, ein fast 40 Jahre alter Mann, sieht seine Arbeitskollegin mit einem Kleidungsstück, das der Welt ihre versprochene Keuschheit zeigt.
Er fantasiert, dass er sie vergewaltigt und dann während des Orgasmus ihre Kehle durchschneidet.
Mit flauem Magen habe ich diese Passage ignoriert und wollte mich auf das eigentliche Thema des Buches konzentrieren: staatliche Überwachung, politische Kontrolle der Gedanken, etc.
Doch etwas später fantasiert der Hauptcharakter wieder über das Mädchen. Er schreibt: „Wie könnte ich meine Chance auf diesen nackten, weißen, jugendlichen Körper entgehen lassen?“
Ich klappte das Buch zu und stellte es zurück in mein Bücherregal. Wieso sollte ich meinen Kopf mit solchen Gedanken füllen, wenn ich jeden anderen wählen kann?
Es gibt in dieser Welt schon zu viele erwachsene Männer, die über Gewalt an Frauen und Sex mit Kindern fantasieren.
Diese Dinge müssen nicht auch noch in meinen Kopf landen.
Was denkst du?