Sei es Youtube, Instagram oder Pinterest – jedes Jahr pünktlich zu Herbstbeginn sind meine sozialen Medien voll mit Clips und Screenshots aus einer Serie: Gilmore Girls.
Ich selbst habe die Serie immer nur als Kind im Fernsehen gesehen, wenn durch die Kanäle gestreift wurde. „Die Dialoge sind zu schnell und zu verwirrt“, sagte meine Mutter immer und setzte ihre Suche nach dem richtigen Sender fort.
Nach Jahren habe ich endlich dem Hype nachgegeben und mir die ersten beiden Staffeln auf Netflix angesehen. Hier sind meine Gedanken.
Rory Gilmore
Am meisten identifiziere ich mich mit der Tochter des Protagonisten-Duos der Serie. Zu Beginn ist sie 16, sehr introvertiert, schüchtern, brav und ehrgeizig. Wir haben eine Liebe für Bücher gemeinsam, die in der Zeit des Smartphones immer seltener wird.
Obwohl ich selbst keinen hohen akademischen Ehrgeiz habe, erkenne ich mich in ihrer starren Fixierung auf ein Ziel. Außerdem schätze ich, wie sehr die Menschen um sie herum sie lieben und beschützen.
Leider teilen wir nicht dieselben moralischen Ansichten, wenn es um die Liebeswelt geht. Teils habe ich in manchen Folgen den Atem angehalten, weil ihre Entscheidungen mich so schockiert haben. (Der Grund für diesen Post.)
Dean und Rory und Jess!?
Dean ist Rorys erster Freund und erster Kuss. Ihre Geschichte beginnt romantisch, bis die beiden sich trennen, weil Dean „Ich liebe dich“ sagte und Rory es nicht erwidert hat. Dann küsst sie jemand anderen, bevor sie wieder mit Dean zusammen kommt.
Alles läuft gut, bis Jess in Rorys Welt auftaucht – er zieht in die Stadt und hat sich von Anfang an in Rory „verguckt“. Doch anstatt diese Annäherungsversuche abzuwehren (weil sie ja in einer Beziehung ist), heißt sie diese eher willkommen.
Das erkennt man in der Korb-Folge. Sie hätte loyal sein und Jess‘ Versuche abblitzen lassen sollen. Stattdessen geht sie auf ein Date mit ihm und lässt ihren Freund links liegen, obwohl dieser sein Unwohlsein geäußert hat.
Dean baut für seine Freundin ein Auto und schenkt es ihr. Sie lässt Jess heimlich damit fahren, welcher in einen Unfall gerät, bei dem Rory verletzt wird. Rory lügt Dean an, wenn es um Jess geht. Und er muss zusehen, wie seine Freundin sich vor seinen Augen in einen anderen verliebt.
Er darf nicht einmal misstrauisch oder unsicher sein, ohne dass ihn die Serie als nervigen und kontrollierenden Freund darzustellen versucht. In der letzten Folge der zweiten Staffel küsst Rory Jess sogar und ich denke mir nur: armer Dean. Warum macht sie nicht einfach mit ihm Schluss, wenn sie jemand anderen begehrt?
Was mich am meisten stört ist, dass die Serie Rory trotz allem als unschuldiges Wesen darstellen möchte. „Sie kann doch nichts dafür“, scheint die Message zu sein. Obwohl sie ein sehr intelligentes Mädchen ist, soll sie in ihrem Liebesleben plötzlich jegliche Weitsicht verloren haben? Ich kaufe ihr das nicht ab.
Wie geht es weiter?
Wie du siehst, bin ich emotional sehr in diese Serie investiert. Leider habe ich online schon sehr viele Spoiler und vor ein paar Jahren auch unabsichtlich den Film „Ein Jahr danach“ gesehen. Darum weiß ich genau, wo alle Storylines hinführen. Dennoch werde ich weiterschauen. Mir gefällt der herbstlich-gemütliche Vibe der Serie und ich liebe alle einzigartigen Einwohner, die Stars Hollow in sieben Staffeln bereichern.
Ich hoffe nur, Rory trifft in Zukunft ethisch korrektere Entscheidungen, wenn es um ihr Liebesleben geht. Und jeder weiß: Lorelai und Luke sind endgame.
Was denkst du?