Der morsche Baumstamm zerbröckelt unter meinen Füßen. „Ich war einmal ein Baum“, scheint er beweisen zu wollen. Er lädt mich ein, zum Nachdenken zu verweilen.
Mein Fuß tritt ein weiteres Stück des morschen Holzes vom Ganzen. Wie feine Fäden zieht es das damalige Leben in Einzelteile.
Was möchte er mir sagen?
Ich lausche.
Nichts.
Ich blicke umher. Dichter Wald umgibt mich. Grünes Leben in jedem Winkel. Alles still. Bis auf diesen toten Baum, der mein Gewicht nicht mehr tragen kann, ohne in Tausend Teile zu zerfallen.
„Auch deine Knochen werden später mal so zerfallen“, scheint er sagen zu wollen.
Gedanken an den Tod betrachtete ich immer schon eher nihilistisch. „Was soll’s?“, sage ich laut und merke, dass nicht der Baum mit mir spricht.
Bin ich das einzige Lebewesen hier?
Ein Gedanke viel schrecklicher, viel angsteinflößender als das Ableben: Alleine leben.
Es ist nicht der morsche Baumstamm, sondern ich.
Plötzlich wünsche ich mir, einen Vogel, ein Eichhörnchen, eine Maus zu sehen. Sogar eine Ameise würde mir gerade reichen. Etwas, das bestätigt: Ich bin nicht alleine.
Doch der Wald ist so still, wie seine grünen Bewohner.
„Wir sind am Leben“, scheinen sie sagen zu wollen.
„Und ich werde wieder zu Leben“, flüstert der morsche Baumstamm, der mich immer noch trägt, während ich in meinem Kopf in ein einsames, unwirkliches, dunkles Loch falle.
Was denkst du?